Offiziell würde natürlich jeder Musiker für seine Songs sterben. Wer es auch im Ernstfall drauf ankommen ließe, erfährt man zum Glück nur selten – aber mindestens auf Ani DiFranco wäre da sicher Verlass. Kurz nachdem die Dämme gebrochen waren, kehrte sie vergangenen September nach New Orleans zurück; sie hatte die Masterbänder ihrer neuen Platte zu retten. “Reprieve” wurde anschließend nur noch abgemischt und um einige schiefe Soundeffekte ergänzt. Es klingt aber doch wie der bittere Livekommentar zu einer Katastrophe, die, so DiFranco, “niemanden außer die Regierungsadministration überraschte.” Zweimal wird das Album von turbulenten E-Gitarren überrumpelt, meistens klingt es aber doch nackter und nahbarer, als man das wegen all der Orgeln, Synthesizer und Trompeten vermutete, mit denen DiFranco rumprobiert hat. In ihren Texten sitzt Bush neben Cheney auf der Anklagebank, Frauenfeinde und Konformisten werden abgestraft. Im Herzen von “Reprieve” geht es aber doch und vor allem um Popmusik und das, was sie mit einem machen kann. Für DiFranco war die Platte ein seelischer Frühjahrsputz, eine dringend nötige Befreiung von vielen dunklen Gedanken. Für jeden anderen Menschen, der nicht gerade Lohnschecks von Halliburton einsackt, kann sie genau das gleiche werden.
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