Man könnte das zweite Album der britischen Wahlberlinerin sogar als ihr wahres Debüt betrachten, denn abgesehen von zwei Songs, die sie mit Beak> geschrieben hatte, nahmen Henderson und das Projekt von Portisheads Geoff Barrow auf “Anika” unter anderem Bob Dylan, die Kinks und die Pretenders in einen Schwitzkasten aus Kraut und Dub. Diese Sounderfahrung brachte Henderson auf zwei Alben und einer EP in den experimentellen Post-Punk von Exploded View ein. “Change” merkt man diese Vita an, es ist trotzdem nichts für Galerien und Kunsthochschul-Auditorien geworden, sondern ein wunderbar sprödes und minimalistisches Industrial-Pop-Album übers Vogelsterben östlich von Berlin, über buchstäblich vergiftete Beziehungen und den Glauben an die Möglichkeit einer Änderung zum Besseren. Gesungen in einem kühlen Timbre, in dem man immer noch zuerst das Gestrenge einer Nico zu hören meint, bevor sich hohe Lagen und so etwas wie ein Hoffnungsschimmer einschleichen. Im Titelsong etwa, der so auch von EMA stammen könnte. Produziert hat Henderson die Songs mit ihrem Exploded-View-Kollegen Martin Thulin, für etwas anderes als Soloarbeiten würde man sie aber nicht halten – ganz im Gegenteil zu “Anika”. Von Barrow losgesagt hat sich Henderson indes nicht: Neben einer Sacred-Bones-Pressung erscheint “Change” regulär über sein Label Invada.
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Anika
VÖ: 15.10.2010