Das Feindbild bei “The Terror State” war klar definiert. In Zeiten, in denen der US-Präsident inner- wie außerhalb des eigenen Territoriums gleichzeitig als Staatsfeind Nummer eins fungierte, skandierten Anti-Flag “Turncoat! Killer! Liar! Thief!” und trafen auf breite Zustimmung. Form und Inhalt damals? Eine Einheit, meinte schon Kollege Neumayer. “Life Won’t Wait” sagten dagegen Rancid, und daran kränkeln Anti-Flag heute: Die Zeit will nicht stillstehen und Erfolgskonzepte bedürfen der Instandhaltung – nicht zuletzt dank einer politischen Weltlage, die sich etwa angesichts eines iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad und sozialen Unruhen in Frankreich nicht der Auseinandersetzung mit Amerika als Fulltime-Job beschäftigen kann. Die Aufmerksamkeit müsste sich auch bei politischen Bands wie Anti-Flag auf so viele Brandherde verteilen, dass die Kompaktheit des Gesamtpakets Album leidet. Da muss auch das leidige Thema Majordeal, was bei mancher Band keine Randnotiz wert ist, heranzitiert werden. “For Blood And Empire” gerät mitunter zur banalen Mitgrölplattform, die zwar in die Luft gereckte Fäuste garantiert, aber nicht zur aktiven Auseinandersetzung mit Text und Inhalt gereicht. Das neue Motto? Vielleicht getreu dem Spruch der Tupamaros: Entweder tanzen alle, oder es tanzt keiner! Was zumindest die Ska-Einlagen erklären könnte, die Anti-Flag spitze Fangzähne kosten. In der Sicherheit, alte Fans kaum verlieren zu können, hat man sich wohl überlegt, wie man den Rest zum kollektiven sozialen Ungehorsam abholen kann.
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