Anti-Flag sind keine Feiglinge. Das zeigen ihre engagierten Texte, auf Konfrontationskurs mit unangenehmen Themen für Staat und Gesellschaft. Sie stehen auf der Seite der Unterdrückten und setzen sich für sie ein. Doch ihr Stil hat über die Jahre einen Standard entwickelt, der sich zwar bewährt hat, seit dem letzten Album aber zeigte, dass man es sich damit auch etwas zu leicht machen kann. Mit “The Bright Lights Of America” geht die Band inhaltlich einen Schritt weiter: weg vom plakativen Polit-Slogan, hin zu gesellschaftlichen Phänomenen und persönlichen Problemen (wie im Titelsong oder bei “Vices”). Die Hoffnung, dass sie mit der Wahl von Tony Visconti (David Bowie, RATM, Morrissey) als Produzenten auch musikalisch etwas wagen würden, bestätigt sich leider nicht. Selbst wenn hier und da Punk-untypische Instrumente und Sounds (Cello, Trompete, Mundharmonika) integriert werden, setzen sie damit keine Akzente, sondern ordnen sie dem typischen Band-Songwriting unter. Und da gehen Anti-Flag, bis auf einige Ausnahmen (die bereits erwähnten Stücke, das wütende “Spit In The Face”, die kraftvollen “The Smartest Bomb” und “Shadow Of The Dead”) zu sehr auf Nummer sicher. Das heißt: Midtempo-Strophen plus austauschbarer Mitgröl-Refrain. Warum nicht einmal ein bisschen mehr wagen? Warum den Akustik-Folk-Song am Ende verstecken? Warum nicht die eigenen musikalischen Grenzen ausloten oder gar erweitern? Nur Mut Jungs, ihr seid doch ansonsten wirklich keine Feiglinge.
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