Antony And The Johnsons
Swanlights
Text: Markus Hockenbrink
Everything Is New verspricht gleich der erste Track des Albums, und zumindest das könnte man mal debattieren. Unvergleichlich, außerirdisch, ungezähmt – das ja. Aber neu? Antony hat ohne Zweifel eine Stimme, deren Schönheit sich ebenso wenig wegdiskutieren lässt wie ein Sternenhimmel, doch davon abgesehen liegen auch auf seiner vierten Platte Staunen und Schnarchen mal wieder dicht beieinander. Als sei das ganze Leben eine Oper in fünf Aufzügen und die Welt sein Publikum, trällert sich der Paradiesvogel ein Mal quer durch seine überbordenden Gefühle.
Die lassen sich offenbar überhaupt nur noch von akuter Todessehnsucht aufhalten (siehe The Great White Ocean), oder eben von Björk. Die isländische Überzeugungstäterin mit der ähnlich raumgreifenden Stimme fühlt sich nämlich offenbar berufen, ihre Seelenverwandtschaft mit Hegarty unter Beweis zu stellen, doch ihr Flettá markiert genau den Punkt, an dem originelle Ideen Selbstzweck und Fabelwesen lästig werden.
Der Rest des Albums ist eine getragene Affäre zu klassischen Arrangements, die Antonys akrobatische Stärken gekonnt zur Geltung bringen und bei der sicherlich wieder einige Zuhörer den Zugang zu höheren geistigen Sphären finden werden. Dabei wirkt die vielbeschworene Emotionalität, die einem auf I Am A Bird Now noch überfallartig entgegen sprang, inzwischen oft ein wenig overdressed für den Anlass und sogar ein wenig abgekartet. Merkwürdig, denn so baut sich Distanz auf in einer Musik, die ansonsten eher von ihrer Abwesenheit lebt.
weitere Platten
Turning (CD & DVD)
VÖ: 07.11.2014
Cut The World
VÖ: 03.08.2012
The Crying Light
VÖ: 16.01.2009
I Am A Bird Now
VÖ: 04.07.2005