Aoife Nessa Frances
Land Of No Junction
Text: Carsten Sandkämper
Wie ein guter Freund, den man ganz für sich alleine haben möchte. Als die irische Songwriterin anfing, dieses Album zu schreiben, war Abtreibung in Irland noch illegal. Das war nicht 1968, sondern 2018. Man muss sich solche Tatsachen immer mal wieder ins Gedächtnis rufen, wenn einem beiläufig der Eindruck vermittelt wird, der Liberalismus hätte weltweit ein gutes Verhältnis zur Macht. Im Bewusstsein, dass dem ganz und gar nicht so ist, zieht sich das Credo feministischer Selbstbestimmung durch “Land Of No Junction”. Frances singt von persönlicher Stärke und dem Wachsen am Leben. Die Tatsache, dass sie in jungen Jahren eine Handverletzung dazu zwang, ihr Studium der Gitarre aufzugeben, hat sie in ihrer Musik ins Positive verkehrt. Die Art, in der es ihr weiterhin möglich ist, Gitarre zu spielen, hat elegante halbakustische Stücke hervorgebracht, die es sich zwischen Stereolab und Smog gemütlich machen. Klassische Chanson-Strukturen und 60s-Ambiente treffen dabei auf Home-Recording-Klang und die Patina von mehreren Jahren der Produktion. Immer mal wieder stand Frances mit ihrer spartanischen Formation aus Schlagzeuger, Gitarrist, Keyboarder und Streicherensemble im Dubliner Studio, um ihre von Folk durchwehten Stücke über Liebe, Stärke und Heimat aufzunehmen. Manchmal klingt das fast zu nostalgisch und wehmütig, aber eben nur manchmal.
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Protector
VÖ: 28.10.2022