Aphasia, griechisch Aphasie, auf Deutsch: Die Unfähigkeit zu sprechen, Gesprochenes zu verstehen oder ein gesuchtes Wort zu finden. Letzteres trifft es ganz gut, deswegen macht der Bandname hier Sinn: Was soll man auch zu dem sagen, was Aphasia uns mit ihrem ersten Longplayer vorsetzen? “Fact & Fiction” ist eine Überdosis melodischer und wehleidiger Gitarrenmusik, die zwischen Emo-Core und Alternative-Rock pendelt – ohne dabei auffällig auszuschlagen. Platten wie diese hat man schon allzu oft ge- und überhört. Das Ganze ist nicht abstoßend, aber abgewetzt: Melodien, die schon scharenweise Spatzen von den Dächern pfiffen, längst verschlissene Hooks, fadenscheinige und radiotaugliche Riffs – Aphasia suchen nicht lange, sondern greifen einfach zu. Als Produzenten wählte das Quartett aus Burlingame vor den Toren San Franciscos Chris Brown, den Trapt-Gründer – und mit ihm ein glattes, gebügeltes Soundgewand direkt von der Stange. Klar, das schmiegt sich auf schablonentreu geschnittene Airplay-Aspiranten wie “Flatline”, “Away From You” oder “Someday” wie eine Stretchjeans. Eine von denen, die hier und da mit Vorsatz und Verlaub ein klein wenig abgewetzt sind. Dezenter Used-Look, aber kein Fünkchen The Used-Leidenschaft. Die sind übrigens im selben Alter, allesamt Anfang Zwanzig. “So viele Kids meines Alters sind noch nie aus ihrem Staat raus gekommen”, stellt Sänger Jeff Harber fest und freut sich auf die Erlebnisse auf Tour. Sie seien ihm und den anderen Dreien gegönnt – eine Zielgruppe wird sich für den sauber und nach Anleitung gefalteten Emo-Rock finden. Fakt aber ist: Wenn die Kalifornier dauerhaft in Erinnerung bleiben wollen, müssen sie sich beim nächsten Mal wesentlich mehr einfallen lassen. Wer nicht wagt, soll nicht gewinnen.