Sieht so aus, als wenn uns die kanadische Musikanten-Gemeinschaft um das
Überprojekt Broken Social Scene noch länger mit vorzüglichen Produkten
beliefern wird. Nach der BSS-Konsensplatte “You Forgot It In People” und
dem bezaubernden Solo-Album der Sängerin Feist ist jetzt Gitarrist
Andrew Whiteman an der Reihe. Apostle Of Hustle nennt er sich, und
natürlich sind auch alle anderen mit dabei und helfen mit, um auch
“Folkloric Feel” diese Community-Magie zu verpassen. Und das hat
prächtig funktioniert. Dieses Werk ist ein vielschichtiger Bastard aus
einfachsten Melodien, vertrackten Rhythmen und seltsamen Sounds.
Produzentenplatte’ ist man fast geneigt zu rufen, zumal der eher dem
Mainstream zugehörige Musikprofessor Joe Henry mit “Tiny Voices” im
vergangenen Jahr eine ähnliche Arbeit vorgelegt hat. Wenn Andrew
Whiteman hier vom “Folkloric Feel” spricht, dann beschreibt er seinen
Drang, auf Reisen und Aufenthalten alles aufzuschnappen. Touristenmusik
also: Kuba-Bläser, Reggae-Rhythmen, Folk-Gitarren– all dies und noch
viel mehr fügt er als Apostle Of Hustle ganz vorsichtig zu einer Collage
zusammen, ohne jemals in Gefahr zu geraten, diese zu überladen. Keine
Angst also: Dies ist alles andere als ein nervtötendes Ethnogemisch.
Oberste Qualitätskontrolle bleiben die eigenen Wurzeln, und die liegen
bei Whiteman (wie bei allen seinen Freunden) beim Indie-Rock. Wer sich
in diesem Jahr noch einmal von einer prall gefüllten Platte aufsaugen
lassen möchte, der sollte seine Ohren für “Folkloric Feel” öffnen.
weitere Platten
Eats Darkness
VÖ: 19.06.2009
National Anthem Of Nowhere
VÖ: 30.03.2007