Ein bisschen Enttäuschung darüber wird sich niemand verkneifen können. Pulsierende Beats wie auf dem Vorgängeralbum Walls oder der Modeselektor-Kollaboration Moderat sind diesmal eine Ausnahmeerscheinung. Fast allen Liedern reicht ein dumpfes, hintergründiges Pochen. Manchmal gibt es nicht einmal einen offensichtlichen Rhythmus. Das ist für elektronische Musik ungewöhnlich, und es fällt leicht zu sagen, The Devils Walk sei deshalb ein antriebsloses Album geworden. Aber die Ruhe, die den zehn Tracks innewohnt, transportiert mehr Emotionen als alle früheren Alben. Der Unterschied ist ähnlich gewaltig wie der zwischen einem aktuellen 3D-Action-Film und einem alten Schwarzweiß-Streifen: In einem ruhigen, übersichtlichem Umfeld treten Details stärker hervor als in einem Effektfeuerwerk. Besonders fällt das in “Goodbye” auf: Anderthalb Minuten lang tickt ein gedämpftes Metronom, verhallen Gitarrensaiten, flüstert eine Frau. Erst danach erklingt ein einfacher Klavierakkord, der aber mehr Bedeutungskraft hat, als man es sonst von drei Tönen vermuten würde. Oder im Xylophon-Streicher-Stück “A Bang In The Void”, das komplett ohne Beat auskommt und sich am Ende elektronisch verzerrt in den Weltraum verflüchtigt. Dieser Minimalismus, oft auch gepaart mit Rings sanfter Stimme, macht The Devils Walk außerordentlich gefühlvoll. Es ist das Album aus der Apparat-Discographie, mit dem man sich am längsten auseinandersetzen muss, unter anderem weil es darauf keine offensichtlichen Hits gibt, wie zum Beispiel auf Walls mit Arcadia.
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Krieg und Frieden (Music For Theatre)
VÖ: 15.02.2013