Das Image vom gebrannten Kind, das zur Schmerzensfrau heranwuchs, wurde der Sängerin lange genug angeheftet. Es ist ein Klischee, das davor bewahrt, sich mit dem Inhaltlichen zu beschäftigen, aus dem Apple mehr als die meisten ihrer Kollegen schöpft. Acht Jahre Zeit hat sie sich für ihr neues Album gelassen, es ist daheim in Venice Beach entstanden, mit ihrem Haus als Instrument. Das klingt intim und vertraut wie ein altes Klavier, das die Treppe herunterfällt und unten mit einem schönen Mollakkord landet. Auf der einen Seite steht die Gemütlichkeit: Der Hund, den man im Titelstück hört, ist ihr eigener, das Katzengeräusch stammt von Besucherin Cara Delevingne. Auf der anderen Seite steht die typische Geographie von Fionaland: herausfordernde Innerlichkeit, die auf mitunter feindselige Außenwelten trifft. Dabei springen Erkenntnisse wie diese heraus: “Evil is a relay sport/ Where the one that’s burned turns to pass the torch”. Auf “Fetch The Bolt Cutters” regiert das Drama, aber es ist beschrieben aus der Perspektive einer Dompteurin, die bis jetzt noch alles gemeistert und in Kreativität umgemünzt hat. Die auf diesem Weg bei sich gelandet ist, auch wenn dieses Ich chamäleongleich gefärbt ist. Die niemandem etwas schuldig ist und vielleicht gerade deswegen anderen Leuten mal wieder die Seele möbliert.
weitere Platten
The Idler Wheel
VÖ: 19.06.2012
Extraordinary Machine
VÖ: 03.10.2005
When The Pawn...
VÖ: 09.11.1999
Tidal
VÖ: 23.07.1996