Architecture In Helsinki
Moment Bends
Text: Zlatan Alihodzic
Man sollte den Australiern nicht zu übel nehmen, dass sie so infantil sind. Denn sie werden mit ihren lieben kleinen Kompositionen das Herz mancher Menschen berühren, so viel ist sicher. Allein der Einstieg mit “Desert Island” ist so unglaublich albern, dass die Mundwinkel unwillkürlich nach oben gehen. Der ruhige Pop-Beat klingt so, als hätte sich ein Alleinunterhalter betrunken in den Morgenstunden nach der langen Beschallung einer Hochzeitsgesellschaft noch mal an sein Casio-Keyboard gestellt, um das letzte verbliebene Alkoholopfer zu beeindrucken und doch noch in die Kiste zu bekommen. Gut, ein talentierter Alleinunterhalter, aber trotzdem. Die satte Produktion haucht dem Kinderquatsch allerdings eine ausreichende Qualität ein, lässt aber noch so viel Spaß übrig, dass “Moment Bends” gar zu lieblich klingt. Viele Songs weisen durchaus eine gewisse Aufgeräumtheit auf, mit der die Sounds arrangiert wurden. Man könnte auch Einfachheit sagen, aber die wenigsten Lieder, so simpel es auch ist, klingen langweilig. Nicht mal “W.O.W.”, das mit säuselnder Frauenstimme und billigen Drums dazu das größte Potenzial hat. Hin und wieder wird die Entschleunigung von einem flotten Beatchen aufgebrochen, zum Beispiel in “Yr Go To”, aber zu einem echten Dancefloor-Knaller reicht es bei keinem Stück. Dazu fehlen Eile und Aufgeregtheit, die auf “Moment Bends” von Gelassenheit und Frohsinn vertreten werden. Die meisten Hörer werden die Platte wohl entweder innig lieben oder abgrundtief hassen. Man kann sie natürlich auch einfach für ihren Mut respektieren. Nicht mehr, nicht weniger.