Aristillus
Devoured Trees & Crystal Skies
Text: Britta Helm
Und das Beste ist: Das funktioniert, egal ob man schon vor Jahren einen ganzen speckigen CD-Ordner voll genau so warmem Geschrei auf der hintersten Bank des Klassenfahrtbusses durchgehört hat, oder gerade selbst erst ganz knapp alt genug für eigene Lieblingsbands ist. Aristillus klingen frisch und gut, vertraut und einnehmend, ungewohnt schrammelig für eine neue Band, klüger als die alten. Simon Bergseth (der sich seinen Chefs beim In-Label Fysisk Format in aller Bescheidenheit selbst empfohlen hat) schreit, und zwar weder wie ein Amerikaner mit Whiskey noch wie der hyperhektische Hipsterjunge, nach dem er aussieht. Wenn dann der Rest seiner Band direkt im Opener aus dem Hintergrund einstimmt: Dying, just keep dying!, dann ist das genau den klitzekleinen Tacken zu wackelig, der es erst super macht. Die Gitarren öffnen dazu Fässer, aus denen ganz große Gefühle in alle Richtungen laufen. Und das Schlagzeug macht dann doch dieses traumhafte Ding kurz vor vertrackt, bei dem es kein Wunder mehr ist, dass die Plattenfirma beim Bewerben Postrock und Posthardcore wild durcheinanderwirft. Auch noch schuld: das Klavier am Schluss. Das setzt überhaupt kaum je jemand so kilometerweit jenseits von peinlich ein, so gekonnt knapp in den Pausen. Aristillus wissen, wann auch mal niemand schreien muss; Bury The City Lights erinnert ganz wunderbar an unglücklichen Indierock rund um 2000, nur eben ohne den Gesang von zum Beispiel JJ72. So müssen Sonnenuntergänge sein, wenn einen ein fremdes Feld am Rücken kitzelt und man sich einen Pulli von zu Hause umlegt.
weitere Platten
Two
VÖ: 24.08.2012