Arlo Parks
My Soft Machine
Text: Lukas Schumacher
Nachdem sie mit ihrer ersten Platte “Collapsed In Sunbeams” 2021 den Mercury Prize gewonnen hatte, beweist Arlo Parks auch auf “My Soft Machine” ihre Vielseitigkeit. Die 22-jährige Britin traut sich erneut an die schwierigen und fundamentalen Themen heran und erzählt von ihren eigenen Erfahrungen: die Ängste und Probleme von Mittzwanziger:innen, der Drogenmissbrauch von engen Freunden, die erste richtige Liebe, die erste richtige Trennung, das Navigieren durch eine posttraumatische Belastungsstörung und die Selbstsabotage, mit dem Wissen in diesem Körper gefangen zu sein – all das thematisiert sie.
Damit steigt Parks direkt im Opener ein. Mit “Bruiseless” eröffnet sie ihr zweites Album in Spoken-Word-Manier. Darin heißt es unter anderem “The person I love is patient with me” und “I wish I was seven and blameless”. Das folgende “Impurities” bietet entspannte Beats und Bassläufe und führt mit aller Vorsicht an das Album heran, während “Devotion” nach ähnlichem Beginn in der zweiten Hälfte aufbricht und mit verzerrten Gitarren und klarem Schlagzeug überrascht.
“Blades” ist sanfter Dance-Pop, zu dem Parks unaufdringlich über die Wiederherstellung einer Freundschaft singt. Der Song wird von einem dumpfen Synthie-Beat getragen, lehnt sich eher zurück und trägt die Handschrift von Produzent Paul Epworth (Adele, Florence + The Machine). Das zweite Drittel wird vom Coming-of-Age-Song “Purple Phase” eingeleitet, bevor der Hit des Albums folgt. “Weightless” ist allerdings weder schwerelos noch im klassischen Sinne tanzbar, sondern behandelt ein toxisches Verhältnis zu einem Menschen, der einen kaum beachtet, obwohl man ihn selbst fürsorglich behandelt. Diesem Schmerz setzt Parks ein R&B-Gewand mit entspannten Drums und leichtem Keyboard entgegen.
Mit “Pegasus” folgt ein Feature von Phoebe Bridgers und ein weiteres Highlight des Albums. Die beiden Stimmen harmonieren außerordentlich und wirken zum leichten und beruhigenden Beat sehr stimmig. Das letzte Drittel eröffnet “Dog Rose”, bevor mit “Puppy” zum ersten (und einzigen Mal) ein Song folgt, der ein wenig aus dem Raster des Albums fällt. Hier finden sich elektronische Momente, die sich nicht sofort in den Albumfluss einordnen lassen. Parks weiß, was sie kann, und zeigt das in den abschließenden drei Songs genau: poetisch und tiefgründig die eigenen Gefühle ausdrücken, ohne in Pathos oder Selbstmitleid zu verfallen.
Das steckt drin: Phoebe Bridgers, Joy Crookes, Florence + The Machine
weitere Platten
Collapsed In Sunbeams
VÖ: 29.01.2021