Jeder Musik-Nerd hat mindestens einen Indie-Kumpel, der noch mehr kennt als er selber. Meiner war neulich zutiefst erschrocken: “Du kennst Art Of Fighting nicht? Ja Mensch, ich dachte, du bist Musikjournalist! Was für eine Schande!” Und Recht hat er: Art Of Fighting nicht zu kennen, das ist so, als hätte ein Fleischesser noch nie von einem saftigen Steak gehört. Denn wer die klassische Schönheit Coldplays, die stets dezent hoffende Melancholie von Travis oder das unlängst veröffentlichte Solo-Album vom Kaizer’s Orchestra-Sänger Janove Ottesen schätzt bis liebt, muss bei diesem Quartett aus Sydney einfach auf die Knie gehen. Unendlich liebevolle Trauerkloß-Lieder voller Wärme, das breit Orchestrale jüngerer Mercury Rev-Platten, perlende Gitarren und eine Stimme zum Steinerweichen: All das bieten Art Of Fighting. Dabei ist das Besondere dieses Albums, dass es in keinster Weise besonders oder anders, sondern schlicht wunderschön sein will. Keine Effekthascherei, noch nicht mal die in einem solchen Kontext sich sonst erwartungsgemäß aufplusternden Streicher-Arrangements, nur: leise Gitarren, ein verträumter Bass, ein gestreicheltes Schlagzeug, dezente Keyboards. Und eben diese Stimme, die einen in ihrer unaufdringlichen Präsenz nicht mehr los lässt. Herzzerreißend schön.
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The Very Strange Year
VÖ: 31.12.1999