Asbest
Cyanide
“When everybody’s special/ No one is special”, brüllen Robyn Trachsel und Judith Breitinger in “Hubris” im Chor – und übersehen dabei, dass ihre gemeinsame Band mit Schlagzeuger Jonas Häne ganz schön speziell ist. Songs wie “Hubris” versprühen den Charme einer Wurzelbehandlung: Jedes Mal, wenn man denkt, es könnte nicht schlimmer werden, bohren Asbest ein wenig tiefer, indem sie markerschütternd geisterhafte Schreie unter ihren rohen Mix aus Noise- und Post-Rock mischen.
Vieles, was Asbest machen, erinnert an die deutschen Gewalt. Die Parallelen erschöpfen sich nicht in der Besetzung aus zwei Frauen und einem Mann, sie umfassen auch die Unbarmherzigkeit und Sturheit, mit der Asbest im Vergleich zum Vorgänger “Driven” (2018) keinen Deut nachgelassen haben. Damit man die sieben Schreitherapien auf “Cyanide For Breakfast” durchhält, haben sie zwei Interludes eingebaut, die untermauern, dass die Schweizer:innen nicht nur Atmosphäre verdichten, sondern auch auffächern können.
Am besten sind sie aber, wenn sie hüftsteif und unter höchster Anspannung ihre “Declaration Of Defenselessness” abgegeben und kurz vor sich selbst erschrecken, weil im Refrain so etwas wie eine eingängige Melodie auszumachen ist. Was sich liest, wie das neue Lieblingsalbum für Fakire, hat eben einen zutiefst menschlichen und verletzlichen Kern – wie jeder gute Noiserock
Das steckt drin: Gewalt, Metz, Ulme
weitere Platten
Driven
VÖ: 28.09.2018