Wobei die Rebellion bei Ashcroft ja eh nie besonders staubig und verschwitzt ausgesehen hat. In seinem Kopf wird der ehemalige Verve-Sänger wahrscheinlich dauernd von bittersüßen Streichern begleitet, wenn er mal wieder gefrustet ist oder über etwas hinwegkommen muss. Über die Liebe zum Beispiel, oder über die großen Illusionen und betrunkenen Umsturzpläne von vergangener Nacht, von denen man im Licht des Morgens und zum Sound der Müllabfuhr gar nicht mehr glauben kann, dass sie einmal realistisch schienen. Natürlich gibt es aber selbst dann noch Dinge, die sitzen: Ashcrofts Garderobe etwa, die ausgefranste Frisur und eben diese Stimme, genau auf halbem Weg zu Willy DeVille. “Natural Rebel” hat den herausfordernden Rhythmus eines erhobenen Kinns, goldene Akkorde, die zur Thekenbeleuchtung passen, und zwischendurch eben auch mal eine Ballade wie “We All Bleed”, die zeigt, wie nahe ihm das Leben der anderen nach wie vor geht. Die Stärke des neuen Albums liegt in der Besinnung auf all die Nuancen des Hedonismus, die dem planlosen Gebolze von “United Nations Of Sound” noch völlig abging. Ashcroft beendet jeden Song rechtzeitig, modelliert vorsichtig mit seiner Stimme und taucht die ganze Platte in ein herbstliches Ambiente mit blauweißem Himmel. Das schönste Stück kommt kurz vor Schluss: “Streets Of Amsterdam” lässt echte Verletzlichkeit unter dem üblichen Bravado aufblitzen, die auch Rock-Oldies verstehen: “You could be Yoko/ And I could be John”.
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