R.A.F.I.” ist die vielleicht gelungenste Zusammenkunft von Reggae und Punk seit dem Sandinista”-Album von The Clash. Die fünfköpfige Band vermischt zwar viele Genres – DrumnBass, HipHop, Jungle, Hardcore und asiatische Folklore – doch das eigentliche Bindeglied, ihr unverwechselbarer Stil sozusagen, sind tief groovende Dub-Bässe, Reggae-Toasting und schneidend aggressives Punk-Flair. Daß Asian Dub Foundation bereits zusammen mit den Beastie Boys aufgetreten sind, macht Sinn: Was den Beasties der HipHop, ist Asian Dub Foundation der Reggae, der hier zu knallenden Agit-Salven mutiert, bei denen der Kopf nicht weiß, ob der Körper jetzt tanzen oder zur Revolution aufmarschieren soll. Wenige Bands bringen ihre politische, antirassistisch-kämpferische Haltung auch in der Musik so überzeugend auf den Punkt. Ein Vergleich mit Atari Teenage Riot liegt nahe, doch im Gegensatz zu denen haben Asian Dub Foundation den etwas federnderen Groove.
Martin Büsser 12
Schön, daß es Bands wie Asian Dub Foundation gibt, die ihre politische Gesinnung so konsequent und überzeugt verfolgen. Schön auch, daß sie dabei das Modell Chumbawamba umschiffen und sich nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch radikal geben, um statt beliebiger Mitsummbarkeit emotionale Hörerlebnisse zu erzielen. Mein Problem dabei ist in etwa dasselbe, wie u.a. bei der letzten Fundamental-Platte: Sie ist nicht wirklich gut. Geht schon nach den ersten paar Stücken auf den Wecker und hört nicht mehr auf damit. Ich habe bestimmt nichts dagegen, daß eine Platte gelegentlich stören oder nerven will, aber ADF überschreiten für meinen Geschmack eine entscheidende Grenze: Musik, die auf Dauer zu drastisch und anstrengend ist, hört man sich erfahrungsgemäß nämlich nicht besonders oft an – ein Extrembeispiel (nur sinngemäß, nicht musikalisch) ist da das letzte Schorsch Kamerun-Album, das jedesmal mühelos sein Ziel erreicht, mich innerhalb kürzester Zeit gewaltig zu provozieren. Soweit gehen ADF zwar nicht, doch werde ich mir R.A.F.I.” nach Abschluß dieser Rezension wohl nie wieder am Stück durchhören. Und genau das ist der große Haken: Die inhaltliche Komponente einer Platte allein legitimiert nicht die bestmögliche Bewertung – obwohl hier zugegebenermaßen ein Fall vorliegt, bei dem die musikalische Form zur Aussage paßt.
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