Während ihre Hörer sie uneingeschränkt lieben, konnten sie es der Kritik nie Recht
machen. Womöglich war auch das ein Grund für die Band, alle Charaktermerkmale
konsequent auszubauen und in Regionen von Ohrwurm, Sentiment und Kopfkino hineinwachsen
zu lassen, die einer Single wie “Unsinkbar” eigentlich Erfolg bescheren müsste. Dass
deren Einstieg an Hoobastanks grandiosen Schmachtfetzen “The Reason” erinnert, ist
nicht weiter verwerflich und zeigt: Astra Kid sind im Herzen Pop und deklinieren ihn
jetzt in Stereo durch. Als verhuschte Akustik- und vertraute Punkpop-Nummer. Als
federleichte Penthouseballade mit Gastsängerin, griffig-gewohnten Grungerock mit süßem
Schmelz oder an diverse “The”-Bands angelehnte Rock-Kante. Ein Gemischtwarenladen
funktionierender Konventionen, der die einen “Berechnung!” und die anderen “Reife
Platte!” schreien lassen wird. Schade ist nur, dass die Texte für Lebensweisheiten,
Liebeskummer und Gesellschaftskritik oftmals auf viel zu abgenudelte Worte
zurückgreifen, in denen – ein Kalauer sei erlaubt – der Charme der Direktheit schnell
zur Scham der Direktheit verkommt. Tomte und Kettcar machen schließlich vor, wie sich
immer noch neu, ergreifend und unelitär ausdrücken lässt, was auch hier als Erkenntnis
mitschwingt: “Einsehen zum Schluss, dass man weitermachen muss.”
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Müde, ratlos, ungekämmt
VÖ: 15.09.2003