Atari Teenage Riot
Reset
Text: Stefan Reuter
In Anbetracht gesellschaftlicher Entwicklungen und weltpolitischer Ereignisse der jüngsten Zeit wäre zu erwarten, dass sich die Erfinder des Digital Hardcore in rasender Wut über alles auskotzen, was falsch läuft. Tatsächlich zeigt sich Empire im Presseinfo zu “Reset” aber pragmatisch: “Jeden Tag kommen Wahrheiten ans Licht über Gewalt, Überwachungstechnologien, Korruption, darauf brauchen wir nicht hinzuweisen. Ziel der Platte sei vielmehr, “dass du dir als Hörer eine Menge Kraft aus der Musik ziehen kannst, um das alles zu bewältigen. Resultat ist das poppigste Werk der Band, eingängiger noch als der Vorgänger Is This Hyperreal? (2011). Nun könnte ein solcher positiver Grundtenor erfrischend sein, leider überbieten die von Sängerin Nic Endo dargebotenen Freundschaftsbuchweisheiten in Sachen Banalität sogar die Parolen der Herren Empire und Rowdy: “When haters make shit up that is not true / They justify their hate / ‘Cause they can’t attack you otherwise, erklärt sie in “Street Grime”. Haters gonna hate. Die gruselige Single “Modern Liars” kann da locker mithalten: “If you want it all / Then you can have it / If you want it all / Just take it. Das Cyberpunk-Äquivalent zu Postern mit süßen Kätzchen an einem Ast und dem Spruch “Hang in there! wirken im Albumkontext noch lächerlicher, weil auch die vermeintlich aggressiven Nummern trotz Bässen und Bratgitarren jegliche Wucht vermissen lassen. “Reset” mangelt es an Radikalität und Mut. Und damit nicht zuletzt erheblich an Relevanz.
weitere Platten
Is This Hyperreal?
VÖ: 17.06.2011
1992-2000
VÖ: 30.06.2006
Rage E.P.
VÖ: 06.11.2000
Live At The Brixton Academy 1999
VÖ: 24.07.2000
60 Second Wipe Out
VÖ: 01.01.1999
The Future Of War
VÖ: 17.03.1997