Dieser Frage sind Atlas Losing Grip mit “Currents” nachgegangen, denn das Album spaltet sich in zwei Lager: Auf der einen Seite knackige metalinfizierte Punksongs zwischen Propagandhi und Rise Against wie etwa “The Curse”, “Cynosure” oder “Downwind”. Auf der anderen: vom epischen Pop befallene Lieder, etwa der überlange Sechsminüter “Kings And Fools”, die verzichtbare Akustikballade “Closure” oder das pathetische “Cold Dirt”. Die Mitte findet sich im melodischen Midtempo beim starken “Shallow” und schwachen “The End”. Woran das Album krankt, ist die Länge. Im Extremfall dauern die Songs sechs bis elf (!) Minuten, generell flirten sie mit der vier bis fünf Minuten Marke und bringen es so auf eine Gesamtspielzeit von über einer Stunde. Daran ist vor allem unglücklich, dass “Currents” lang wirkt und die Kompositionen solche unorthodoxen Längen kaum rechtfertigen. Dennoch ist der experimentelle Schritt ein mutiger, erweitern Atlas Losing Grip ihr Instrumentenspektrum schließlich um Pianos, Akustikgitarren, Bläser und auch elektronische Effektspielereien. Das wird Puristen abschrecken, in der nächsten Festivalsaison aber sicherlich neue Fans abholen. Zwar veruntreuen Atlas Losing Grip ihr Punk-Erbe nicht vollkommen, dennoch stehen die Schweden vor einer Weggabelung. Mal abwarten, für welchen Weg sie sich in Zukunft entscheiden. Nur einer geht ab hier nicht mehr mit: Sänger Rodrigo Alfaro setzt nach der Veröffentlichung von “Currents” die Segel und wird durch Niklas Olsson ersetzt. Sein letzter Streich verbleibt durchwachsen.
weitere Platten
Atlas Losing Grip
VÖ: 27.01.2012
State Of Unrest
VÖ: 27.05.2011