Atmosphere
When Life Gives You Lemons, You Paint That Shit Gold
Text: Philipp Welsing
Was die Musik betrifft, darf man sich zurücklehnen. Ein räumlich wunderbar platziertes Pianound natürliche Handclaps werden konterkariert von tiefen Dub-Bässen und ausproduzierten Beats. Den Gospel holen sich Slug und Ant via Chor ins Haus. Ein paar 80s-Synthies dürfen ran. Soul-Gitarrenlicks, Slideguitar. Bei alldem wurde seitens der Produktion die erste Jazz-Regel beachtet: Jedes Instrument steht für sich; nichts – vor allem keine Räumlichkeiten – überlagern sich. Kein Berg aus aufgeschichteten Spuren. Alles ist nackt und muss so wirken, wie es eben ist. Dazu lauern an jeder Ecke Rhymes, die kein Blatt vor den Mund nehmen und so dermaßen klug und gewitzt harte Realitäten verkaufen, dass man sich fragt, warum Rock das in der Art nur in den seltensten Fällen hinbekommt. “Not every pony grows up to be a pegasus”, stellt gleich der erste Song fest, und dass wir alle kämpfen. Jeder seine eigene Schlacht. Dass das aber nicht schlimm ist, nur eben meist das Happy End ausbleibt. Alleinerziehende junge Mütter und ihre Kinder: beide Parteien haben das Wort. Den Körper verkaufen – an Drogen oder Zuhälter. Und trotzdem die Hoffnung nicht verlieren (höre das famose “Dreamer”). Das Frustleben als Kellnerin (“You”). Sich auf die Hits zu konzentrieren, wird dieser Platte nicht gerecht. Je tiefer man hier taucht, desto größer wird der Schatz. Nur wird das nichts beim ersten Mal.
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