Au Revoir Simone
Verses of Comfort, Assurance and Salvation
Text: Carsten Schumacher
Es hat schon seinen Charme, was die drei Damen von Brooklyn zur Visitenkarte machen. Acht Songs.
Warm, organisch, leicht melancholisch und am Ende doch elektronisch. Allerdings keinesfalls
hysterisch, grobschlächtig oder Aufmerksamkeit heischend, wie man es sich für gewöhnlich ausmalt,
wenn das Gespräch auf New York City kommt. Ganz anders, wenn es sich um Annie, Erika und Heaher
dreht. Selbst wenn sie ein Stück mal “Disco Song” genannt haben, klingt es doch als hätten sich die
drei bei Joel Peterson und Maria Taylor untergehakt und würden mit ihnen eine Spritztour durch Wald
und Flur rund um Omaha unternehmen. Mit dem Faint-Bassisten und Notebook-Akrobaten würden sie dabei
fachsimpeln, wie man mit minimalsten elektronischen Hilfsmitteln dennoch anmutige Popsongs zaubert,
und Azure Rays Maria würde sie wahrscheinlich fragen, wie sie es schaffen, trotz aller Melancholie
am Ende doch so positiv zu wirken. “This message is for all the people / The people who are always
waiting” – wenn dieser Vers so mantraartig wiederholt wird, gewinnt er einen Drive, als würde
subtonal eine geheime Suggestivschleife mitlaufen, auf der Dale Carnegie immerfort “Sorge Dich
nicht, lebe” flüstert. Das alles geschieht aber, wie gesagt, auf wenig plakative Art. Zunächst wirkt
das Mini-Album wie eine mollige Träumerei, ohne viel Trara. “Teenage Mexican Boy don’t be shy”,
säuseln sie beim “Winter Song”, und man hört deutlich, dass sie gerne eingesprungen wären, falls Air
verhindert gewesen wären. Zum Beispiel, um die Musik für “The Virgin Suicides” zu verfassen. Das
jedenfalls wird ihnen nachgesagt, auch wenn die Platte dieses Anliegen nie lauthals einfordern
würde.
weitere Platten
Still Night, Still Light
VÖ: 24.04.2009
The Bird Of Music
VÖ: 16.02.2007
Move In Spectrums
VÖ: 01.01.1900