Es ist ja nicht so, als hätte hier jemand grundsätzlich etwa gegen das Quintett aus Bergen, man wäre nur froh, es könnte sich mal entscheiden: Entweder endgültig unbrauchbar zu werden oder endlich das immer nur angedeutete Potential mit einer stringenten Retrorock-Platte zu entfalten. Stattdessen behauptet auch “Blackout” nur die Audrevolution, liefert aber vor allem halbgare Wortspiele, abgeschmackte Klischees und ja, zwischenzeitlich auch veritable Hits. Wichtig ist für deren Gelingen das Verhältnis zwischen Songwriting, breitbeiniger Darbietung und steriler Produktion: Wo im Opener “This Is War” die Finesse fehlt, um sich erfolgreich an den frühen Iron Maiden zu versuchen, da klingt der Titeltrack mit seiner lächerlichen Cowbell und den wehleidigen Femme-Fatale-Zeilen wie ein fades RocknRoll-Abziehbild. In der zweiten Albumhälfte gibt es mit einem Trio aus dem sehnsüchtigen California, der groovend-grotesken 80er-Reminiszenz “Satellite” und dem energischen “Naysayer” einen verdächtig gelungenen Lauf, der jäh von einem peinlichen, Liveatmosphäre-suggerierenden Sample unterbrochen wird. Audrey Horne wären hörbar gerne eine versiffte Kneipenrockband, doch dazu fehlt ihnen der Mut, ihre Songs einfach mal wirklich in den Dreck zu stecken und nicht immer alles zwanghaft in Richtung Hit zu polieren. Auch auf “Blackout” soll alles zusammengehen, die Thin-Lizzy-Gitarre mit der modern-kühlen Produktion, der cheesy Sleaze-Rock-Gesang mit den echten Gefühlen, die Revolution mit der Retromanie. Alles wie gewohnt. Schade.
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VÖ: 26.09.2014
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VÖ: 14.03.2008