Und ewig rockt Gevatter Lederjacke. Das Social Distortion-Dilemma gönnt dem Trio zwar noch die Wirkung, entzieht aber die Eigenkreativitätslizenz…
Wer dem Trugschluss der Gleichung Vagrant = Get Up Kids-Label = hoher Emo-Faktor erliegt und anfangs nicht genau hinhört, wird sich beim Opener Broken Record noch einigermaßen verwundert die Augen reiben: Ganz schön rockig, die Knaben. Und was mach ich jetzt mit meinem Knapsack voller Schnuffeltücher? Hmm, vielleicht den Rotz, mit dem einen Automatic 7 bisweilen recht großzügig versorgen, von der Backe wischen? Mitsingfreudig und mit Massen einladender Hooks stattet das L.A.-Trio den dreißigminütigen Wild Ride namens Beggars Life aus, rockt effektvoll bis -heischend, mit Herz für Hymnen und noch mehr Verve im mittleren Geschwindigkeitsbereich, bis spätestens hier dem Gitarrenrocker einige White Lights aufgegangen sein dürften: Automatic 7 finden Social D. nicht nur ganz nett, nein, sie lieben und brauchen die Band wie Rollins sein tägliches Work-Out. Ist im Prinzip auch nichts gegen zu sagen – wenn das Maß der Verehrung gewahrt bliebe. Doch wo vergleichbare Kollegen wie die Heartdrops mit Sleazyness glänzen und D-Generation wenigstens so taten, als ob nicht, erreicht der Mike Ness-Faktor hier nicht nur aufgrund frappanter Stimm- und Intonationsähnlichkeit volle 10.0 Punkte auf der ich tätowier mir diesen komischen Vogel auf den Hals-Skala. Und das ist einfach ein bisschen zuviel des guten – und zu wenig der eigenen Identität.