Es gibt viele Gründe, warum man Awesome Color schätzen muss. Sie sind dem Aussehen nach grad mal Anfang 20, haben jetzt ihr drittes Album auf Thurston Moores Label veröffentlicht und scheißen trotzdem noch auf drei Dinge: guten Sound, moderne Musik und unbedingte Coolness. Was sie natürlich ganz besonders cool macht. Wir hören Iggy-Pop-Gedächtnis-Gebell mit Echo. Dann wieder Sonic Youth in ihrer Kurz-nach-Frühphase. “Oaxaca” ist ein einziges gequältes Wah-Wah-Solo. Auch gut. Die Drums klopfen unsagbar dünn, die Gitarren knöseln sich in einem Song durch Bluesrock und “Death Valley ’69” gleichzeitig. Mit dem Herz einer engagierten Schülerband jammen Awesome Color ihrem Produzenten die Frage ins Gesicht, ob das jetzt geplant oder doch alles frei improvisiert ist. Wahrscheinlich geplant. Wer in so einem Alter mehr Liebe für die Klang- und Song-Ästhetik eines Songs wie “Forget The Swan” aufbringt als für die neue angesagte Crabcore-Band, verdient in diesem Heft seine Lorbeeren an der richtigen Stelle. Selbstverständlich reißen sich die Stooges auf “Fun House” noch etwas mehr am Riemen, schaffen es Sonic Youth auch auf frühen Alben eher zur Wall of Sound, und ganz sicher hätten Awesome Color es einem noch etwas einfacher machen können, sie in Zeiten angesagter Neo-Psychedelik total geil zu finden. Ihre Bescheidenheit schützt sie aber vor allzu schnellen Schüssen in Sachen großes Ding. Ihre wenig große Klappe schützt sie gleichzeitig davor, ihre Nähe zu Thurston Moore und seiner Band als allzu offensichtliches Sprungbrett zu nutzen, sich dann aber als Avantgarde-Rock-Ente zu entpuppen. Nicht schlecht.
weitere Platten
Electric Aborigines
VÖ: 09.05.2008
Awesome Color
VÖ: 31.08.2007