Neu ist keiner der Stile, die Ethan Marunas da verquirlt. Der Mix an sich ist neu. Alle Straßen sind befahren, jedes Riff gespielt. Da helfen nur noch frische Melodien und eine Stimme, die sie tragen kann. Im englischsprachigen Raum nennt man Typen wie diesen 30jährigen New Yorker Crooner. Frank Sinatra war ein Crooner, ein Sänger, dessen Stimme eine Geschichte erzählt. Also die Stimme an sich. Bei Baby Dayliner schwingt zudem diese besondere Note Melancholie mit, die einen wie Morrissey so wertvoll macht. Darunter pappt der Quasi-Solokünstler (er spielt fast alles allein) ungefähr jeden Stil, auf den er gerade Lust hat. Bei “House And Confusion” begegnen einem zackig-zeitgenössische R’n’B-Beats, “The Way You Look Tonight” hat eine legere Chanson-Tiefe, “Go On Baby” klingt, als bumsten The Smiths mit New Order, und “Silent Places” ist eine Indie-Hymne von großem Format. Das muss man nicht nachvollziehen können. Man kann sich im Gegenteil auch ganz bequem an einem albernen Samba-Tänzchen wie “Whodunit?” stoßen oder “Simon Sez” als dreisten Gary Numan-Abklatsch abtun. Der Zugang zu “Critics Pass Away” öffnet sich mit der Stimme. Die muss man mögen, dann klappt es auch mit dem bunt schillernden Ganzen. Die Zutaten sind die richtigen – zwischen Pommes und Kaviar darf einem nur nicht flau werden.