Babylon Bombs
Cracked Wide Open And Bruised
Text: Nils Klein
Schweden, immer wieder Schweden. Circa neun Millionen Menschen leben dort, und ob der
inflationären Veröffentlichungswelle wird man das Gefühl nicht los, dass jeder
Einwohner per Gesetz dazu verdonnert ist, in einer Rockband zu spielen. Knietief
begraben zwischen Soul, Pathos und Poser-Riffs. Das nennt der Biologe dann wohl
Monokultur. Babylon Bombs machen da keine Ausnahme: Die fünf Herren zelebrieren auf
“Cracked Wide Open And Bruised” einen Glam-Rock-Verschnitt, der sich von den Backyard
Babies zu “Total 13”-Zeiten den Arschtritt (“Let’s Roll”), von Foreigner die
patentierte Powerballade (“Crucify”, “Do You Think About Me?”) und von den Diamond
Dogs/Hellacopters nicht nur so manche Idee, sondern glatt den Duke Of Honk für die
obligatorische Pianoarbeit ausleiht. Eigene Markenzeichen: stadionkompatible
Midtempo-Hymnen (“So Cruel”, “Delirious”), die auch Hardcore Superstar mittlerweile so
schreiben würden, sowie Songs, die zur Revier-Abgrenzung die Hardrock-Kante rauskehren
(“Low, Broke & Pissed”). Damit der Kreis der üblichen Verdächtigen bei der
Namensnennung nicht unnötig vergrößert wird, holt man sich als Produzenten noch schnell
den umtriebigen Frederik Lundberg (u.a. Sewergrooves) ins Boot. Echte Ausrutscher
finden sich dann in den Texten: “I’m a mean machine drinkin’ gasoline”? Na denn: guten
Durst! Wie das halt so ist bei frischen, schwedischen Rock’n’Roll-Gewächsen:
Gleichbleibende Qualität ist es immer – als rare Delikatesse kann einem das allerdings
keiner mehr verkaufen.