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    Babyshambles
    Down in Albion

    VÖ: 18.11.2005 | Label: Rough Trade
    Text: Carsten Schumacher/Dennis Plauk
    Platte des Monats
    Babyshambles - Down in Albion

    Auch wenn es keinen Spaß macht, einem langsamen Selbstmord beizuwohnen, ist Pete Doherty nicht der “talentless twag”, den Eddie Argos in ihm sieht. Auf dem Babyshambles-Debüt suchen Dennis Plauk und Carsten Schumacher, was sie an den Libertines verehrten. Eine Besprechung von Fan zu Fan.

    Dennis Plauk: Das Thema Pete Doherty verbietet es ja eigentlich, in Superlativen zu sprechen. Immer wenn du dachtest, er hätte den absoluten Tiefpunkt erreicht, stieg er noch eine Stufe tiefer. Der beste Freund der Yellow Press. Und jetzt kommt er plötzlich mit diesem verdammten Wunderwerk von Platte daher. Ein dreckiges, hingerotztes, brüchiges Stück Genialität.

    Carsten Schumacher: Umso wichtiger, das Album aus der ganzen “Sid & Nancy”-Story um Pete, Kate und Koks herauszuschälen. Klar ist ein grobes Verständnis des Musikers, der die Unberechenbarkeiten des Rock’n’Roll auslebt, nicht von Nachtteil. Doch um von vornherein der Gossip-Falle zu entgehen, sollte man die Geschichten der letzten zwei Jahre außer Acht lassen.

    Plauk: Was darf jemand von “Down In Albion” erwarten, der nicht weiß, was in dieser Zeit mit Doherty, den Libertines und Babyshambles passiert ist?

    Schumacher: Eine Mick-Jones-Produktion. Wie bei den Libertines, nur noch unfertiger, fahriger. Dazu kamen die beiden vorab veröffentlichten Singles “Fuck Forever” und “Killamangiro” in neuen Versionen aufs Album. Das war ja schon zu Libertines-Zeiten so: Überall tauchten neue Mitschnitte und Versionen auf. Die Band schien das eher fördern, als verhindern zu wollen. Ein Song war nie fertig, es gab keine finale Version.

    Plauk: Ein work in progress, das Babyshambles im richtigen Moment mit uns teilen. “Down In Albion” funktioniert als Album, ohne geschlossen zu wirken. Auch wenn man’s kaum raushört: Doherty will es als Rock-Oper verstanden wissen. Wie ein Bühnenstück in drei Aufzügen, aus Sicht eines Jungen, der ans falsche Mädchen gerät. Eine gewisse Ironie, dass Kate Moss im ersten Song singt.

    Schumacher: Hier löst er sich von den Libertines. Einerseits ein Konzeptalbum, wirkt es musikalisch wie ein Tagebuch eines launischen Talents. Beim Track “Pentonvile” zum Beispiel taucht ein Ex-Zellengenosse namens The General auf, der unvermittelt Raggamuffin ins Album trägt. “New Version” steht dahinter, und gerade bei diesem Track möchte man nicht wissen, wie er vorher war, so sehr ist klingt er nach Skizze.

    Plauk: Der wäre als B-Seite besser aufgehoben. Auffällig, das Faible fürs Jamaikanische. Clash waren da ja auch nicht abgeneigt. “Sticks And Stones” fußt auf einer klassischen Reggae-Idee, “What Katie Did Next” ist auch nicht weit davon entfernt. Der Song startet mit den Zeilen: “There’s a lesson I have learned / If you play with fire you will get burned.” Da fragt man sich mit Blick auf Dohertys Lebensstil schon, ob das Realitätsverlust ist oder einfach ein sehr englischer Humor.

    Schumacher: Doherty ist ein Romantiker, ein Dandy und Lad zugleich. Selbstmitleid hat er uns bislang erspart, und so wirkt es wie britisches Understatement mit einem Augenzwinkern. Außerdem folgt mit “Albion” darauf eine Hymne, die nur durch eine scheinbar chaotische Aufnahme gebrochen und so gleichzeitig vor dem Kitsch bewahrt wird.

    Plauk: Gut zu wissen, dass er aus dem schlimmsten Chaos heraus Großartiges erschaffen kann. Doherty ist zum Hören da, nicht zum Lesen. Das ist das Tollste an “Down In Albion”: dass er uns daran erinnert hat.

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