Ihre Meriten verdienten sich Ben Bridwell und Mat Brooke bei den kaum erfolgreichen, aber von einer Minderheit umso mehr verehrten Melacholikern von Carissa’s Wierd. Nach deren Aus werden die Zügel festgezurrt, und man macht mit neuen Erfüllungsgehilfen Nägel mit Köpfen: “Everything All The Time” liebt die große, schwerelos im Raum verharrende Geste. Kristallines Gleißen umfließt Bridwells stets verhallte, androgyne Stimme, dazu tollen meist strahlende Clean-Pickings und ein sich mehrdimensional auffächernder Melodienreigen durch den Äther. Vieles klingt wie Traumsequenzen, die beständig zwischen Hoffnungsschimmer und handfester Verlustangst oszillieren. Während das anfänglich verhaltene “The Funeral” zunächst richtig tief in den Gefühlskeller hinabsteigt, um dann überraschend zu erblühen, und “The Great Salt Lake” zur Halbzeit die emotionalen Tore weit öffnet, scheinen die akustisch gehaltenen, teils countryfizierten fragileren Nummern (“Monsters”, das wundervolle “St. Augustine”) eher durchgängig einer kindlich-naiven Selbstverlorenheit zu frönen. Mit “Weed Party” und “Wicked Gil” finden sich zwei unbeschwerte Indie-Stomper erster Güteklasse auf dem Album, die – vorausgesetzt, es entdeckt sie jemand – durchaus in einschlägigen Clubs punkten könnten. Eine kleine, liebenswerte Platte zwischen momentan angesagtem Kanada-Sound, den Label-Kollegen The Shins und Built To Spill. Wie aus der Zeit gefallen und nicht nur geschaffen für versonnene, wolkenverhangene Sonntagnachmittage vor dem heimischen Fenster. Lediglich die Gäule, die bleiben ein Rätsel.
weitere Platten
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VÖ: 04.03.2022
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Mirage Rock
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