In den 60ern war er Standard, in den 70ern nur noch im Krautrock zu entschuldigen und seit den 80ern meistens eine ganz schlechte Entschuldigung: der Song-Fade-out. Ein Lied nicht richtig zu beenden, sondern ihm am Ende einfach allmählich den Saft abzudrehen, klingt nach Verlegenheitslösung. Insofern wirkt es durchaus symptomatisch, dass der erste Song der vierten Band Of Horses-LP lieber müde ausgeblendet als proper abgeschlossen wird. Ein guter Album-Opener ist ein Ausrufezeichen, “Knock Knock” hingegen eher das Komma, nach dem man hofft, etwas von mehr Gehalt zu hören. Lange Zeit leider vergeblich: So orientierungslos wie erwartungsvoll schlagen sich Band Of Horses durch die erste Hälfte von “Mirage Rock” – und doch bleibt jeder Versuch verkrampft, ihre uramerikanische Indiemusik um neue Facetten wie Britpop-Rhythmen, Hardrock-Gitarren und 70s-Westcoast-Coast-Flair zu erweitern. Jeder Song beginnt als ein Versprechen, das er am Ende doch nicht einlöst; am härtesten trifft es dabei das lange duselige “How To Live”, das den erlösenden Aufstand doch noch probt – fünf Sekunden vor dem Ende (kein Fade-out). Genau gezählt braucht man von “Mirage Rock” zweieinhalb Songs: das an Crosby, Stills, Nash & Young geschulte “Dumpster World” mit Shouts im Mittelteil, Ben Bridwells Gesangsoffenbarung “Heartbreak On The 101” und mit Abstrichen das grungige “Feud”, in dem sich Band Of Horses – bewusst oder nicht – vor den Smashing Pumpkins verneigen. Zu viel Album für zu wenig Ideen.
weitere Platten
Things Are Great
VÖ: 04.03.2022
Why Are You OK
VÖ: 10.06.2016
Acoustic At The Ryman
VÖ: 14.02.2014
Infinite Arms
VÖ: 28.05.2010
Cease To Begin
VÖ: 05.10.2007
Everything All The Time
VÖ: 24.03.2006