Bar Italia
The Twits
Es ging darum, gewohnte Strukturen, Harmonien und Genrekonventionen in ihre Einzelteile zu zerlegen und mit ungekannten Resultaten neu zusammenzusetzen. Daran knüpfen die Londoner Vielschreiber Bar Italia an, die zum Start bei ihrem neuen Label Matador bereits das zweite Album innerhalb eines Jahres veröffentlichen.
Auf “The Twits” stockt und knarzt es andauernd, das Trio reduziert seine Arrangements auf einen kargen Rest, lässt permanent verzichtbares Ornament weg und betont vermeintlich beiläufige Elemente neu. Bar Italia steht der Sinn nicht danach, den nächsten Indie-Hit zu schreiben. Stattdessen probieren sie ihre Effektgerätesammlung durch und streuen die oft dissonanten Ergebnisse scheinbar willkürlich in ihre rhythmisch stoischen Songs ein.
Dieses Vorgehen entwickelt ständig neue, teilweise schneidende Reize auf dieselbe Weise, die Sonic Youth einst zur Meisterschaft trieben. Zusätzlich trägt der wechselnde Gesang von Nina Cristante und Sam Fenton zur fragilen, aber atmosphärisch starken Wirkung dieser Musik bei. Das führt dazu, dass “The Twits” seine Hörer mal in trügerischer Sicherheit wiegt, dann jedoch wieder fallen lässt – eine anregende Qualität, die man im heutigen Post-Punk nicht oft findet. Das Album ist ein Statement und erklärt die Band ein Stück mehr. Trotzdem darf man sich sicher sein, dass der große Wurf Bar Italias noch bevorsteht.
Das steckt drin: DIIV, Sonic Youth, Yo La Tengo
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Tracey Denim
VÖ: 19.05.2023