Von großen Innovationen muss gar nicht die Rede sein, um die Qualitäten von “Old Smoke” zu beschreiben. Im Gegenteil, meist sind es alte Tricks, mit denen die Songs überzeugen. Viel wichtiger ist, dass die Band nach dem Abgang von Sänger Sascha Simms endlich den Mut hat, das Sicherheitsnetz zu kappen, nicht mehr den griffigen Song im Auge zu haben, der die eigenen Ambitionen nur ausbremst. Der Opener “The Silent Circle” tritt zehn Minuten lang unermüdlich auf der Stelle, variiert ein exzellentes Riff und kommt nie zum Punkt, geht dafür aber nahtlos in das lange, ebenso fordernde “Blood Aurora” über. Die Sorgfalt, mit der Barishi diese Songs rhythmisch und klanglich ausgestalten, ist an Prog geschult, die höllische Atmosphäre von Death- und Black-Metal abgeschaut. Später kommen erst im Interlude “Cursus Ablaze”, dann auch zu Beginn des abschließenden, ausufernden Titeltracks klassische Rockgitarren zum Einsatz. Andernorts sind solche Genre-Zitate kaum mehr als ein Gimmick, hier tragen sie entscheidend zur Verwirklichung einer bislang nur angedeuteten Grandezza bei. Ohnehin ist “Old Smoke” kein Album, dessen große Gesten Verlegenheitslösungen einer mäßig begabten Band sind. Im Gegenteil kitzelt erst die Herausforderung überhaupt das Talent des Trios hervor und wirft mit dem nervösen, aber kompakten “The Longhunter” sogar einen kleinen Hit ab.
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Blood From The Lion's Mouth
VÖ: 16.09.2016