Courtney Barnett
Things Take Time, Take Time
Text: Florian Schneider / Jan Schwarzkamp
Courtney Barnett bringt auf ihrem dritten Album nichts aus der Ruhe, sie hat alle Zeit der Welt. Zeit ist Geld, heißt es. Sich Zeit zu lassen wäre in dieser Logik der absolute Luxus in unserer schnelllebigen Ära. Unverhofft zu diesem Luxus kommt Courtney Barnett, als sie Anfang 2020 allein in eine neue Wohnung zieht und dort plötzlich isoliert ist. Atmosphärisch wirkt sich die Einsamkeit aber nicht negativ auf Barnetts drittes Album aus, “Things Take Time, Take Time” ist ihr Slacker-Album geworden. Gemeinsam mit Warpaint-Schlagzeugerin Stella Mozgawa, die produziert hat, findet Barnett durch spärliche Instrumentierung, zurückhaltenden Gesang und simple Arrangements zu einem sonnigen Sound, der ihrer Musik Leichtigkeit verleiht. Das ist nur dann langweilig oder eintönig, wenn man sich nicht die Mühe macht, genau hinzuhören. Es lohnt sich aber, die dafür notwendige Zeit zu investieren, wo einen Barnett doch im Titel des Albums doppelt darum bittet. Dann entpuppen sich Songs wie “Rae Street”, “Before You Gotta Go” oder das hemmungslos verliebte “If I Dont Hear From You Tonight” als zwingende Hits, deren spröde Verpackung man zunächst aufbrechen muss, bevor man von Barnetts Eile mit Weile nicht mehr genug bekommt. Spannend, wo dieser Weg Barnett hinführt.
8/12 Florian Schneider
Courtney Barnett hat auf ihrem dritten Album die Ruhe weg. Schön für sie, relativ langweilig für andere. Es dürfte ihr gut gehen, denn für Courtney Barnett läuft es rund. Mit ihrer tollen Partnerin Jen Cloher betreibt sie ein eigenes Label, die Kritik hat die Singer/Songwriterin zu einer Art internationalem Superstar gemacht, Kurt Vile bittet zum Duett und die Songs fließen aus ihr heraus – etwa knackige zehn Stück auf “Things Take Time, Take Time”, ihrem dritten Album seit 2014. All das macht Barnett relaxed, wobei sie eigentlich noch nie angespannt geklungen hat. Nun aber slackert sie noch slackiger durch ihre Indie-Songwriter-Stückchen. Vielleicht hat sie zuletzt den nicht minder tiefenentspannten JJ Cale gehört – und sich direkt bei dessen “Call Me The Breeze”-Drum-Machine bedient. Programmierte Rhythmen und E-Schlagzeug- Sounds ziehen sich jedenfalls durch einen Großteil einer Platte voller Songs, die schweben und schwurbeln, leiern und lahmen. Vieles wirkt wahnsinnig beiläufig, ja: fast ein wenig egal. Aber gut, so ist es wohl, denn Barnett drängt sich nicht auf. Entweder, man hört ihr und ihren potenziell humorvoll-bittersüßen Geschichten zu – oder man überhört sie. Letzteres kann leicht passieren. Dem Autor dieser Zeilen etwa.
5/12 Jan Schwarzkamp
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