Barren Womb
Chemical Tardigrade
Text: Marcel Buchwald | Erschienen in: VISIONS Nr. 372
Das Duo aus Trondheim hat keine Zeit zu verlieren: Wenn der Opener “McLembas” nach einem halbminütigen Intro aus Gebrüll und tiefen Drums um ein fies verzerrtes Riff erweitert lospoltert, geht es nur noch vorwärts. Elfmal beglücken die zwei Norweger (von denen einer eigentlich Finne ist) einen auf “Chemical Tardigrade” mit wundervollem Krach, der sich hinter herrlich albernen Titeln wie “High Fructose Napalm Syrup” oder “Bachelor Of Puppets” verbirgt.
Das erinnert nicht nur in seiner dadaistischen Wortwahl an die Melvins. So lässt sich “Campfire Chemist” mit dem gedoppelten Gesang stellenweise als direkte Hommage an Buzz Osborne und Dale Crover interpretieren. Barren Womb haben aber noch mehr drauf als Referenzen zu zitieren und halten “Chemical Tardigrade” souverän im Spannungsfeld zwischen Genreroutine und musikalischer Innovation.
Das Riff von “Bug Out Bag” etwa könnte im Lexikon als alleinige Definition für Noiserock fungieren, “D-Beatles” ist Stress und Chaos der edelsten Sorte und der Closer “Dung Lung” beendet das Album mit einem Maß an Melodiösität, das man in den knapp 35 Minuten zuvor so nicht erwartet hätte. Der Band bleibt zu wünschen, dass sie mit “Chemical Tardigrade” nicht mehr nur von Genrekennern gefeiert wird. Verdient hat sie es ohne Zweifel.
Für Fans von: Dÿse, Melvins, Whores
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