Bartees Strange
Horror
Text: Christian Steinbrink | Erschienen in: VISIONS Nr. 383

Die Verheißungen des Pop kitzelten Bartees Strange von Anfang an. Schon auf seinem ersten, noch recht rau klingenden Album “Live Forever” kamen sie gelegentlich zum Vorschein, bei seinen enthusiastisch überdrehten Shows sowieso. Der Wille für den großen Schritt in Richtung eines hellglänzenden, umgehend anschlussfähigen Klanggewands war in seiner Musik also schon angelegt, auf “Horror” wird er aber noch ergänzt um eine passende, weil kontrovers konterkarierende Thematik.
Es geht auf dem Album um Ängste, angsteinflößende Erlebnisse, und wie man mit ihnen umzugehen lernt. Strange schöpft dafür aus einem reichen Erfahrungsschatz und zeigt sich entblößend offen und persönlich, ohne darüber seinen Humor zu verlieren. Musikalisch hilft ihm die glänzende Oberfläche sogar, alle Register zu ziehen und seine Songs noch eklektischer zu gestalten als zuvor.
Trotzdem wirkt “Horror” nie zerfahren, sondern durchgehend enorm anregend und in der zweiten Hälfte des Albums sogar hervorragend gut. Mehr denn je eröffnet sich Strange die Chance, seine ganze kreative Klasse auszuspielen und Stile wie Soul, R&B, HipHop und House nicht nur zu streifen, sondern tief in sie einzutauchen. Er ist auf dem besten Weg vom künstlerischen Einhorn zum Popstar mit Substanz und Identifikationspotenzial.
Das steckt drin: Algiers, Moses Sumney, TV On The Radio
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Farm To Table
VÖ: 17.06.2022