Bass Drum Of Death
Say I Won't
Text: Jonas Silbermann-Schön
Das Nirgendwo liegt im Falle Barretts in seiner beschaulichen Heimatstadt Oxford, Mississippi. Dort nahm er im Alleingang die ersten beiden Alben mit seinem Laptop und einem USB-Mikrofon auf. Eigentlich erst nur, um damit auf Tour gehen zu können. Doch der kommerzielle Erfolg von “GB City” (2011) und “Bass Drum Of Death” (2013), der mit Lizenzierungen für Videospiel-Soundtracks und Werbeclips einherging, beförderte Barrett von der Provinz nach New York. Vermutlich etwas zu früh, um LoFi-Schmutz, Hinterhofkneipen und speckige Lederjacken hinter sich zu lassen. Es folgten die dicke Hose “Rip This” (2014), Ziellosigkeit zwischen Blues und Gospel auf “Just Business” (2018) und letztlich der Burnout. Die Pandemie bringt Bass Drum Of Death wieder nach Hause – in mehrfacher Hinsicht. Denn neben der Rückkehr nach Oxford kehrt Barrett auch zu seinem alten Label zurück und nimmt das erste Mal überhaupt seine Tourband inklusive Bruder Jim mit ins Studio. “Ich musste erst wieder lernen, dass es verdammt viel Spaß macht, Musik zu machen”, sagt er zum Homecoming, und das hört man “Say I Won’t” deutlich an. Auch wenn Barrett Dosenbier und Kippen zwischendurch gegen Vape Pen, Hard Seltzer oder die ein oder andere chemische Substanz in der Großstadt eingetauscht haben sollte, hat er es nicht verlernt, schäbigen Punkrock, 70s-Groove und Hedonismus mit melodischen Hooks zu verbinden. Schon der Opener “Find It” klingt wie eine reifere Version des gut zehn Jahre alten “Shattered Me” – einem der wohl besten Songs, um mit voll aufgedrehter Anlage über den Highway zu brettern. Wobei sich Barrett auch textlich reifer gibt und die vergangenen Jahre reflektiert: “I know all the world around me’s crumbling/ I’m left holding the bag and stumbling/ Who knows, I might be the problem.” Zusammen mit Patrick Carney von den Black Keys gelingt auch der Spagat zwischen Rumpel-Produktion und Radio-Sterilität. Das hört man vor allem im bluesig-stampfenden “Head Change”, über “No Doubt” schwebt der Geist von Jon Spencer Blues Explosion und “Say Your Prayers” hat Barrett zusammen mit Mike Kerr von Royal Blood geschrieben, die mal ähnlich klangen, bevor sie in die Disco gerollt sind. Zum Abschluss ihres locker besten Albums seit 2013 lassen Bass Drum Of Death in “Everybody’s Gonna Be There” nochmal den Pop-Punk der Ramones aufleben. Jetzt klappts bestimmt auch wieder mit den Videospiel-Soundtracks.
weitere Platten
Just Business
VÖ: 27.07.2018
Rip This
VÖ: 10.10.2014
Bass Drum Of Death
VÖ: 31.05.2013
GB City
VÖ: 06.05.2011