Hatten die Herren bereits vor 10 Jahren ein allerletztes Mal vom Bühnenrand gewunken und die eher zu vernachlässigende Live-Best-Of-Sammlung “Gotham” als scheinbares Vermächtnis hinterlassen, soll nun “Go Away White” den finalen Abschluss darstellen. Keine Tour, keine weitere Platte, das große weiße Nichts. Zehn letzte Songs, First Take, Aus – ein Gestus, der dieser Platte ausgesprochen gut steht, denn die meisten Nummern erwecken nicht gerade den Eindruck, den Mannen um den stimmlich nahezu erschreckend vitalen Murphy ein Vierteljahrhundert über unter den Nägeln gebrannt zu haben. Einiges klingt dann doch nach uninspirierten Outtakes von David Bowie, den Murphy ohnehin immer in den schlechteren Momenten bis zur Selbstaufgabe zu kopieren verstand, und hätte er nicht mit Daniel Ash einen der (immer noch) stilsichersten Gitarristen seiner Generation an der Seite, hätte hier einiges schief laufen können. So aber zeigt sich die Band, wenn schon nicht auf der Höhe ihrer Schaffenskraft, tatsächlich unprätentiöser als erwartet, und bei den Hustern in “Mirror Remains” blitzt dann tatsächlich so was wie Selbstironie durch. New Wave, Proto-Goth, Psychedelic, Dub – die Zutaten sind bekannt, und da die Keyboards draußen blieben, darf man hier ruhigen Gewissens und ohne größere Sakrilege den Deckel zuklappen. Da gehen sie hin, die alten Recken. Schön, dass sie es aufrecht tun. Vorhang.
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In The Flat Field
VÖ: 03.11.1980