Dies ist bereits das Maximum, was bei Bayside in Sachen druckvollem Spiel geht. Man muss als Emo-Band natürlich nicht die Muskeln spielen lassen, doch ein bisschen Leben hat noch keiner Musik geschadet. Da heißt der zweite Songs “Poison In My Veins” und die Band lullt sich selber in den Schlaf, als wäre das Gift hochdosiertes Baldrian. Nee, sorry, das rockt alles nicht, vielmehr regiert hier triste Beschaulichkeit, echte Substanz fehlt “Sirens And Condolences” leider in vielen Belangen. Es sind zwar echt ganz nette Breaks und Parts, die sie da in “Phone Call From Poland” aneinander reihen, ein guter Song ist das deshalb noch lange nicht. In “A Synonym For Acquiesce” finden sich ein paar schöne Gesangsmelodien, ansonsten herrscht auch hier gähnende Langweile. Gesanglich sind Anthony und Jack offenbar große Smiths-Fans, aber als Gitarristen stehen sie eher auf California-Punk-Melodien in Transusen-Moll. Das passt nicht so richtig. Wer müde ist, soll sich schlafen legen und von Waffen und Instrumenten bitte die Finger lassen. Die beiden auf dem Cover haben Bayside anscheinend auch schon eingeschläfert.
Dirk Siepe – 5
Zugegeben, sonderlich originell oder gar wegweisend ist es nicht, was Bayside auf ihrem Debütalbum vorführen. Rockmusik an der Schnittstelle von Punk, Emo und (Power-)Pop, ziemlich schnörkellos und geradeaus runtergespielt in klassischer Viererbesetzung, eine zeitlose Angelegenheit eben. Trotzdem: “Sirens And Condolences” ist ein hübsches Album, das nicht zuletzt gerade wegen seiner Schlichtheit überzeugt. Keine Effekte, keine Experimente, im Mittelpunkt steht einfach nur der Song. Und dass Bayside wissen, wie ein griffiger Song funktioniert, wird man ihnen kaum absprechen können. Damit dürften sie vor allem bei Fans von Death On Wednesday oder Alkaline Trio punkten, denn auch Bayside sind mehr als nur ein bisschen melancholisch gestimmt. Gleich der Opener “Masterpiece” weist den Weg, von dem das Quartett anschließend kaum wieder abweicht. Die Band rockt im gemäßigten Midtempo, Frontmann Anthony erhebt seine angenehm warme Stimme mit leicht deprimiertem Unterton. Gitarrist Jack deutet dazu gelegentlich an, dass er auch in einer Melodic-Metal-Band eine gute Figur machen würde, “How To Fix Everything” wird mit einer Beerdigungsorgel eingeleitet, ansonsten konzentriert man sich aufs Wesentliche. Und dabei kommen Kleinode wie “Kellum” oder “Just Enough To Love You” heraus, die hervorragend zu verregneten Herbst- und Wintertagen passen. Wie gesagt, keine Sensation, aber zumindest ein grundsolides Album ohne Ausfälle – und das ist ja auch schon einiges wert.
Falk Albrecht – 9
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