Vermutlich ist es für jemanden wie Bad-Religion-Gitarrist Brian Baker an diesem Punkt in seiner Karriere einfach zu mühselig, seine musikalische Vergangenheit noch mal genauer zu reflektieren und den Früh-90er-Punk einfach hinter sich zu lassen. Deshalb klingt “Wasted Time” nach Gorilla Biscuits, nach Dag Nasty und dank der gewohnt lässigen Gesangsperformance von Lifetime-Sänger Ari Katz auch danach sowie nach Kid Dynamite. Da man von den genannten Bands aus unterschiedlichen Gründen heutzutage nur noch wenig hört, füllen Beach Rats die entstandene Lücke durchaus passabel. “Stay All Night” etwa würde mit seinem routiniert zwischen Double- und Halftime hin- und herhüpfendem Aufbau auch gut auf “Jerseys Best Dancers” (Lifetime) oder “Shorter, Faster, Louder” (Kid Dynamite) passen. “Sports Stink” hingegen rückt die Band durch Katz ungewohnt polternden Gesang und Bakers dissonant-grummelige Riffs deutlich in Richtung Spät-80er-Hardcore. Unterm Strich gelingt es Beach Rats nicht, mit ihrer ersten EP für offene Münder oder einen Wow-Effekte zu sorgen. Allerdings bedienen sie mit ihren knackigen Sprints zwischen melodischem US-Punk und giftig-galligem Hardcore eine Genrenische, die in der jüngeren Vergangenheit zu kurz gekommen ist. Da fällt auch nicht weiter ins Gewicht, dass sich die Band den falschen Song für ihren EP-Titel ausgesucht hat: “Wasted Time” klingt weniger nach kraftvollem Punk als nach gelangweilt zwischendurch eingehustetem Lückenfüller.
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Rat Beat
VÖ: 29.07.2022