Gerade weil der stumpfe Abfuck nicht die Sache von Bear ist, braucht es für das fünfte Album der Band aus Antwerpen erneut ein robustes Nervenkostüm. Wenn sich exaltiert-vertrackte Riffs dank draller Produktion in Rhythmen am Rand der Eskalation schrauben, sich beharrlich-monotones Meshuggah-Bellen mit Prog-Singsang mischt und stringentes Songwriting zwischenzeitliche Chaoscore-Anfälle gerade noch so einfängt, taugt das freilich zur Konsensplatte für alle, die etwas mit anspruchsvollem Metal anfangen können.
Manchmal droht “Vanta” aber, in der eigenen Reizüberflutung unterzugehen – nicht jeder Song hätte jedes Stilelement gebraucht. Gerade der Klargesang zieht sich manchmal ungelenk durch die Refrains, was besonders deutlich wird, wenn mit “Serpents” gegen Ende ein unerwartetes Stück Alternative-Grandezza gelingt. Solche Songs mit stärkerem Profil könnten Bear häufiger wagen. Willkommen sind dementsprechend auch das träge-malmende “Defeatist”, in dem ein tristes Saxofon herzzerreißend heult, das infernalisch brummende “Earthgrinder” oder das hyperaktive “Piece”, in dem sich wirre Gitarrenarbeit und 90er-Hardcore-Schmiss perfekt ergänzen. Bear spielen hier mit einer Intensität, die manchen eher soliden Moment umso blasser erscheinen lässt.
“Vanta” ist trotz allem ein gutes Album – das aber die Frage aufwirft, ob Bear nicht zu mehr berufen ist als zu Lohnarbeit in der Groove-Mühle.
Das steckt drin: Between The Buried And Me, Car Bomb, Meshuggah
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VÖ: 08.05.2020