Beatsteaks
Beatsteaks
Die Berliner hätten die Narrenfreiheit gehabt, nach ihrem ausproduzierten, stilistisch expandierten Nummer-Eins-Album jetzt ihre Reggae-, HipHop- oder Elektro-Platte nachzuschieben, ohne dass deswegen zu viele Leute gemeckert hätten. Stattdessen nahm das Quintett einen schweren Unfall von Schlagzeuger Thomas Götz im Jahr 2012 zum Anlass, sich auf das Wesentliche zu besinnen: Für “Beatsteaks” rotzte die Band mit Produzent Moses Schneider in zehn Tagen elf Songs heraus, bei den Texten half spontan Quicksand-Kopf Walter Schreifels mit, ein Schnellschuss mit Ecken und Kanten sollte her. Nach so einem klingt die Platte trotz der spürbaren Unmittelbarkeit nun schon deshalb nicht, weil sich die Band drei exzellente Mixer mit ins Boot geholt hat: Mit Stephen Street, Nick Launay und Joe Barresi mischten der 80er-The-Smiths-Hausproduzent, ein australischer Nick Cave– und Silverchair-Fachmann und vielleicht der Alternative-Rock- und -Metal-Veredler (Tool, Queens Of The Stone Age, Melvins) das Album. Deren Handschrift erahnt man: Deutlich klingt etwa im verhallten Schlagzeug von “I Never Was”, dem bedrohlichen Achtelbass des auf Punkrock gedrehten “Surfin’ Bird”-Zitats “Up On The Roof” oder den beinahe Shoegaze-igen Gitarren vom sich weich im Raum ausbreitenden “Make A Wish” eine Lust an 80er-Postpunk durch.
“Everything Went Black”, “Pass The Message” und “Creep Magnet” dagegen sind funky Sommerspaziergänge um den Baggersee, die allesamt als Bewerbungsschreiben für den kommenden Spätsommerhit durchgehen – mit HipHop-Ansätzen, The Clash-Vibe, wabernden Surf-Gitarren, prunkvollen Bläsersätzen und süßlichem Falsettgesang. Ganz vorne in der Gleichung stehen auf dem Album aber mehr denn je die knackigen Punkrock-Kracher, bei denen die Beatsteaks mit ihrer gesamten Erfahrung 77er-Wurzeln gegen maximalen Pop-Appeal ausspielen: “A Real Paradise” prescht mit dicken Gitarrenakzenten und schepperndem Garagenrock-Schlagzeug vor, während Sänger Arnim Teutoburg-Weiß eine sich schlängelnde Gesangsmelodie hinlegt – ein teuflischer Hit, der nur gegen die Vorabsingle “DNA” den Kürzeren zieht, die als neues High-Speed-“Milk & Honey” auf zwei Minuten genug tosende, melodische Hymnenhaftigkeit für eine ganze Platte unterbringt. Zwischen diesen drei Koordinaten klingen die Beatsteaks auf dem neuen Album revitalisiert, nach Studiospaß und Live-Energie, reif und musikalisch versiert, vor allem aber: fast schon beängstigend souverän im Umgang mit ihrem ganz eigenen Sound.
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