Es gibt einige Menschen, die “Sea Change” für Becks bisher bestes Album halten. Entweder, weil sie damals von der neuen Ernsthaftigkeit des Troubadours angenehm überrascht waren, oder weil sie selbst mal jemandem Baby, you’re a lost cause! hinterher gerufen und sich danach besser gefühlt haben. Nach seinem Beitrag für die Tradition des Trennungsalbums ist nun das etwas weniger verbreitete Krankenhausalbum dran. “Morning Phase” folgt auf zwei abgebrochene Versuche, einen Nachfolger für “Modern Guilt” fertigzustellen, und verspätete sich zusätzlich wegen einer langwierigen Rückenverletzung, die mittlerweile zum Glück überstanden ist. Das Gefühl der Erleichterung kann man der Platte anhören, Geduld muss man dafür aber auch mitbringen, denn entschleunigter als hier hat Beck noch nie geklungen. Wobei entschleunigt bekanntlich auch ein Euphemismus für borderline-langweilig sein kann. Auf “Morning Phase” ist dasselbe Personal wie auf “Sea Change” zu hören, und auch thematisch nimmt die Platte den Faden von damals wieder auf. Beck grübelt, Beck sinniert, Beck setzt sich mit sich selbst auseinander. Dafür, dass er früher mal seine ganzen Tantiemen für Samples und Effektgeräte verjubelt hat, glaubt der Sänger offenbar gleichzeitig an die heilende Kraft der akustischen Gitarre. Am Ende der bedächtig schaukelnden Platte im unaufdringlichen Countryfolk-Gewand ist man jedenfalls nicht nur gesundheitlich wiederhergestellt, sondern auch noch angenehm bettschwer.
weitere Platten
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Colors
VÖ: 13.10.2017
Song Reader
VÖ: 01.08.2014
Modern Guilt
VÖ: 04.07.2008
The Information
VÖ: 06.10.2006
Guero
VÖ: 21.03.2005
Sea Change
VÖ: 23.09.2002
Midnite Vultures
VÖ: 06.12.1999
Mutations
VÖ: 02.11.1998
Odelay
VÖ: 12.05.1996
One Foot In The Grave
VÖ: 27.06.1994
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VÖ: 28.02.1994