Beirut
March Of The Zapotec/Realpeople: Holland
Text: Philipp Welsing
In keinem anderen Staat in Mexiko werden mehr indigene Sprachen gesprochen als in Oaxaca. Das muss jemanden wie Condon ja magisch anziehen. So sprach er ein dort ansässiges 17-köpfiges Begräbnisorchester an, schlug sich mit Sprachbarrieren und seinem Anspruch herum, ihre Folklore der Beirut-Behandlung zu unterziehen. Beim kaum 30-sekündigen Intro hört man, wie das ohne sie geklungen hätte: chaotisch. Ein seelisch gebeugter Mariachi-Haufen auf Speed. In Beirut-Bahnen gelenkt wird daraus natürlich etwas ganz anderes: ein Mariachi-Orchester mit Condons leidensfähigem Organ, das sich von der Beerdigungs-Melancholie mitreißen lässt, aber Gott sei Dank nie in ihr ersäuft. Dieses kleine Maß an optimistischer Schönheit brauchen wir auch bei einer Beirut-Platte. My Wife stellt dann die mexikanischen Trompeten ganz nach vorne, sie leiern Tränen aus den Drüsen, da können auch die vorsichtigen Saiteninstrumente nichts dran ändern. So gelungen mag man sich die erste Hälfte vorstellen. Realpeople: Holland geht dann anders: Seichte Synthesizer, seichte Beats. Man erahnt Condons gewohnten Ansatz darunter, nur ist die Wirkung eine andere – die einer zeitgemäßen Indieband. Postal Service schläft als dominantere Hälfte mit Folklore. Nur – will man Condon eigentlich zeitgemäß? Wir sind gespannt, ob diese zweite Hälfte einfach nur mal raus musste oder uns für die Zukunft eingewöhnt.
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