Nicht oft bekommt man so offensiv die Gelegenheit, einem Musiker dabei zusehen und hören zu können, wie er sich ein für ihn artfremdes Genre peu-a-peu erschließt – indem er immer, wenn er auf dem Gebiet ein neues Level an Authentizität und Fachwissen erlangt hat, ein neues Album macht, das den jeweiligen Stand seines Lernprozesses reflektiert. Der Weg, den Bela B vom Punkrock-Standschlagzeuger zu einem der wenigen deutschen Kompetenzzentren der Country-Musik gegangen ist, nimmt mittlerweile rund ein Jahrzehnt in Anspruch – aber es hat sich gelohnt. Wo man es früher nett und irgendwie drollig fand, mit welcher Hingabe er die Urtraditionen der amerikanischen Musik adaptierte und in seiner Weise interpretierte, ist er mit seinem vierten Soloalbum “Bastard” und nicht zuletzt dank seiner Begleitband Smokestack Lightnin endgültig dort angekommen, wo er sich selber gern sieht: in der Rolle des glaubwürdigen Geschichtenerzählers abgefahrener Wild-West-Stories, in der Songs nur ein Vehikel unter vielen sind, um einen kompletten Lifestyle zu illustrieren. Entsprechend funktioniert “Bastard” eher wie ein Hörspiel mit hohem Song-Anteil rund um den schmierigen Spaghetti-Westernhelden Sartana. Das ist ambitioniert und, will man die Platte häufig hören, sicher auch irgendwann nervig. Aber es ändert nichts daran, dass Bela Bs CountrynWestern einfach großartig ist, selbst wenn einem das Genre sonst vollkommen egal ist.
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