Bell Orchestre
As Seen Through Windows
Text: Daniel Gerhardt
Im Bell-Orchestre-Kontext spielt deren Indierock-Ekstase allerdings keine Rolle. Diesen Frauen und Männern aus Montreal geht es niemals um die Jagd nach dem nächsten Überschall-Refrain – sie haben ja nicht mal richtigen Gesang auf ihrer zweiten Platte As Seen Through Windows, die sich lieber ein paar ordentliche Stücke aus der (modernen) klassischen Musik herauspickt und die dann verformt und umdeutet, bis eine Idee von Postrock übrig bleibt, mit der man in den Krieg ziehen kann. Stur gezupfter Kontrabass und nervös gestrichene Geigen, eine erhabene Waldhorn-Armada und gespielte neben programmierten Beats, die all das auf immer engeren Bahnen umkreisen – und trotzdem wird das Album nicht mal schwierig, wenn die versammelte Mannschaft unverhofft vom Tribaldrum-Hafer gestochen wird.