Ben Folds rockt längst nicht mehr die Vorstädte, so wie er es vor fast vier Jahren mit
seinem Albumtitel “Rockin’ The Suburbs” augenzwinkernd prophezeite – er rockt
inzwischen Metropolen. Man muss ihn nur erstmal zu Gesicht bekommen. Jahrelang machte
der New Yorker bei seinen Tour-Planungen einen großzügigen Bogen um Europa, so dass am
Ende eine Internet-Initiative nötig war, um ihn zur Wiederkehr zu bewegen. Und kaum
hatte er für vergangenen Herbst endlich Gigs in Köln und Berlin zugesagt, musste er sie
auch gleich wieder absagen. Bronchitis, Bettruhe, Nachholtermine für Juni 2005, sprich:
ein weiteres halbes Jahr Warten. Etwas Gutes hatte es aber doch. Denn wenn Folds
demnächst auf Tour kommt, hat er seine neue Platte “Songs For Silverman”, mithin ein
Dutzend abermals bezaubernder Stücke im Gepäck; Lieder, die trotz aller vordergründigen
Zurückhaltung mit jedem Hören mehr (und im Konzert erst recht) zu Hits werden. Die
einen selten so prompt mitnehmen wie das catchy “Jesusland”, noch seltener mittendrin
explodieren wie der Schluss-Song “Prison Food”, die sich vielmehr Zeit lassen. Lieder,
die Strophe um Strophe von Flügelmann Folds sorgfältig erweitert werden – mal um eine
Trompete (“Sentimental Guy”), mal um einen Ba-ba-ba-Background-Chor (“Landed”). Auf
“Songs For Silverman” ist es offensichtlicher denn je: Folds’ Zauber liegt im Mut zum
Minimalismus, in seiner geradezu beispiellosen Fertigkeit, mit wenig Tönen viel zu
rühren. Am Ende findet man sich tanzend, schwitzend, laut mitsingend in einem Pulk wild
gewordener Menschen wieder. Vorne am Klavier sitzt Folds und rockt die Welt.
weitere Platten
What Matters Most
VÖ: 02.06.2023
So There
VÖ: 11.09.2015
Way To Normal
VÖ: 26.09.2008
Sunny 16 / Speed Graphic / Super D
VÖ: 04.10.2004
Rockin The Suburbs
VÖ: 10.09.2001