Acht Jahre, drei Beziehungen, zwei Wohnorte und der Abschied vom Alkohol sollen in “Former Lives” stecken, davon ist aber höchstens die Kissenschlacht zu hören, mit der sich Gibbard von Zooey Deschanel getrennt haben muss. Von Liebe singt er umso sanfter, macht noch öfter als in der Hauptband von seiner Kopfstimme Gebrauch, zupft und schlägt dazu eine Akustikgitarre. Zur Begleitung rasselt es höchstens aufmunternd, oder ein Klavier hilft mit. Selbst die Mariachi-Band, hinter der er sich in “Somethings Rattling (Cowpoke)” versteckt, hält sich vornehm zurück. “Former Lives” ist ein typisches Soloalbum von einem, der weiß, wie man Frontmann ist: nicht verhuscht, sich seiner selbst eher ein bisschen zu sicher, ziemlich folkig. Während Death Cab For Cutie vor allem mit dem vorletzten Album “Narrow Stairs” forsch in proggige Gefilde vordrangen, hält ihr Chef es solo umso schlichter. Die Songs, die er neben und zwischen den Album gesammelt hat, um sie nun zu veröffentlichen (und damit ausdrücklich keine Solokarriere nach der Band zu starten), haben hübsche Melodien, stören nicht, gehen aber eben auch keinen Schritt, der noch nicht gegangen worden wäre. Das kitschige “Duncan, Where Have You Gone?” könnte man schon zu simpel finden, “Bigger Than Love” wiederum ist ein angenehm enthusiastisches Duett mit Aimee Mann, das aber in voller Death-Cab-Besetzung und mit Schreibhilfe von Chris Walla noch mehr hätte glänzen können. Wenn Gibbard nach all den Bandjahren “Former Lives” braucht, ist das schon okay. Nur bleibt er damit allein.
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Bandwagonesque
VÖ: 28.07.2017