Ben Gregory
Episode
Als Ben Gregorys Band Blaenavon auseinanderbricht, befindet sich der Sänger und Multiinstrumentalist in psychiatrischer Behandlung. An diesem Tiefpunkt startet der in Berlin lebende Künstler mit skizzenhaften Ideen und düsteren Gedanken auf eine Reise, die er schließlich als “Episode” in ein Album gießt. Mit Hilfe seines Freundes, des Mystery Jets-Gründers Blaine Harrison, kanalisiert Gregory acht Songs, die zwischen Hoffnung und Verzweiflung pendeln.
Dass die Platte erst jetzt erscheint, ist natürlich pandemiebedingt. Der Zeitpunkt könnte aber nicht besser sein, denn Gregorys Weisheiten, die er in unprätentiösen LoFi-Hymnen transportiert, können jedem Menschen als Gehhilfe in einer Zeit großer Verunsicherung helfen. Großformatige Songs wie das zehnminütige “Blue Sea Blue”, das aggressive “Deathbed Hangover” oder der Hit “Manifest*” schlagen musikalisch einen weiten Bogen von Postal Service über Patrick Wolf zu Nine Inch Nails, während die angreifende Ode “Mother’s Son” vor allem textlich Nähe erzeugt. Aus Nähe zum Ich wird die Nähe zum Du, aus der eigenen die universelle Erfahrung von Heilung, Verbindung und Liebe. Abgesehen davon, dass Gregory diese Liebe musikalisch einzigartig formuliert, will er auch seinen Hörer:innen auf dem Weg durch ihre “Episoden” helfen.
Das steckt drin: Pinback, The Postal Service, Elliott Smith