Benjy Ferree
Come Back To The Five And Dime, Bobby Dee Bobby Dee
Text: Dennis Plauk
Driscoll starb mit 31 an Herzversagen: ein gebrochener junger Mann, der nie verkraftet hatte, von den Disney-Studios verstoßen worden zu sein, als er seinen Rollen entwuchs und mit seiner Pubertät eine hartnäckige Akne einsetzte. Das letzte Drittel seines kurzen Lebens widmete er daraufhin den Drogen und versuchte über Andy Warhols Factory ein Comeback als Künstler. Als auch das scheiterte, trat Driscoll in den Untergrund ab, bezog ein ranziges Zimmer in Manhattan und endete als “heimatloser Unbekannter” auf einem Armenfriedhof. Benjy Ferree war damals minus sechs Jahre alt. Doch auch als Nachgeborener, Jahrgang 74, beschäftigt ihn das Schicksal Driscolls, seit er die Lieblings-Disneyfilme seiner Kindheit zu hinterfragen begann.
Ferree ist ja selbst einer, der mit seinem Image zu kämpfen hat. Denn was der Songwriter aus Washington an Punkrock-Vorlieben und DIY-Ethos mitbringt, drohte bisweilen unterzugehen im irgendwie niedlichen, irgendwie kauzigen Folkpop seines Debüts “Leaving The Nest”. Wohl auch deshalb hat Ferree seiner Zweiten lautere Gitarren verpasst – was so weit geht, dass Songs wie “Blown Out” oder “Big Business” als klassischer, 50s-geschulter RocknRoll durchgehen. An anderen Stellen hält Ferree zum Glück auch weiterhin kaum an sich: “Fear” fährt vorbildliche Beach-Boys-Chöre auf, “Zipperface Blues” wäre wenig ohne Cello und Violine, “Whirlpool Of Love” schafft es trotz sphärischer New-Age-Keyboards (und ohne Bowies Zutun) zu einem optimalen Ziggy Stardust-Outtake. Ob Ferree gerade von Driscolls oder seinem eigenen Leben singt, ist dabei selten zu trennen. War wohl auch der Plan.
weitere Platten
Leaving The Nest
VÖ: 26.01.2006