Was an Berlin Syndrome als erstes auffällt, sind die üppige Gesichtsbehaarung und die Brillen. Der Großteil des Magdeburger Quintetts ist mit Rauschebärten und Sehhilfen ausgestattet, als hätte man es mit einer Ansammlung von Hauptstadt-Hipstern anno 2010 zu tun. Noch nicht retro, aber auch nicht mehr ganz taufrisch ist zugleich der Sound der Band, die sich vor vier Jahren zusammenfand und schon kurze Zeit später einen lokalen Bandwettbewerb gewann. Berlin Syndrome spielen auf ihrem mittels Crowdfunding finanzierten Debüt “Sweet Harm” Gitarrenrock, der sich irgendwo auf halber Strecke zwischen The National und den Foals einpendelt. Mit ersteren teilen Berlin Syndrome die dunkle Grundstimmung, zu der auch das sonore Timbre von dem aus Manchester stammenden Sänger Graeme Salt seinen Beitrag leistet; zweitere klingen in den hohen, nervösen Gitarrenlinien durch, die gelegentlich das Ruder übernehmen und die Songs in eine aufgekratztere Richtung schubsen. Darüber hinaus hält “Sweet Harm” viel Solides, aber wenig Überraschendes bereit: Einflüsse von Interpol und The Cure fügen sich ebenso harmonisch ins Klangbild ein wie vereinzelte post-rockige Ausbrüche. Die Melodien sind total okay, das Tempo hält eine gesunde Balance zwischen treibend, balladesk und Midtempo, und wenn Graeme Salt von Liebe, Einsamkeit oder der Überflussgesellschaft singt, dann wählt er dazu nicht gerade originelle Worte und Bilder. Zitat: Ill be your sweetheart till the end. Man könnte sagen, dieses Album entspricht dem Erscheinungsbild seiner Macher: Beide haben Bart.